„Bild der Frau“-Chefredakteurin Sandra Immoor Talkgast bei Jahresfeier des Presseklubs – Drei Journalistenpreise vergeben
Zwei der drei Preisträger des Wettbewerbs um die Journalistenpreise des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser mussten bei ihren Recherchen leiden. David Hugendick bekam in der Bremerhavener Gaststätte „Kleine Hexe“, als er an der Theke angekommen war, sofort Bier und Schnaps kredenzt, was nicht auf ein Mal begrenzt war und sich später in seiner Reportage „Das kleine Wunder von Lehe“ niederschlagen sollte. Lili Maffiotte war an Bord der J. von Cölln“, auf der sich „Die letzten Seelachsjäger“ auf einer Fangreise befanden, zwei Tage seekrank und ließ sich sogar die Reisetabletten noch einmal durch den Kopf gehen. Anne Stürzer, der dritte Preisträger, erhielt die Auszeichnung für ihre jahrelange herausragende Berichterstattung in den Bereichen Kunst, Literatur und Film.
Die Verleihung der Preise war der Höhepunkt der Jahresfeier des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser. Die Vorsitzende Anke Breitlauch wies in ihrer Moderation im „Treffpunkt Haus am Blink“ des Betreuungs-und Erholungswerks (BEW) in Bremerhaven darauf hin, dass die Jury bei der 26. Vergabe des Preises verschiedene Sparten der sich immer mehr verändernden Medienwelt berücksichtigt habe. „Herausragende Arbeiten“, sagte sie, die ein Spiegelbild der Stadt darstellten.
Im Gespräch mit Anke Breitlauch gab der BEW-Vorsitzende Wolfgang Lemke einen kurzen Einblick über die Tätigkeiten des Vereins, der Menschen auch zu Hause betreut, auch bei bürokratischen Angelegenheiten den Senioren zur Seite steht und generell diverse Hilfestellungen beim Älterwerden nach dem Motto „Alter ohne Angst“ bietet.
Ehren-Talkgast war Sandra Immoor, die Chefredakteurin der „Bild der Frau“, deren journalistische Wurzeln bei der NORDSEE-ZEITUNG liegen. Die gebürtige Lunestedterin, die einst als 15-Jährige im Wohnzimmer von Anke Breitlauch ihre ersten journalistischen Versuche machte, dann über verschiedene Stationen zu „Bild der Frau“ kam und seit vielen Jahren dort Chefredakteurin ist, erinnerte sich an ihre ersten Honorare („30 Pfennig pro Zeile, 10 Mark für ein Foto. Davon wurde der Führerschein finanziert.“), an eine ihrer ersten Überschriften als Volontärin in der Sportredaktion, als aus Toren Tote wurden. Ein ähnlicher Tippfehler, offensichtlich von allen übersehen, führte später einmal auf der Titelseite der Frauenzeitschrift dazu, dass bei einen „knackigem Salat“ bei knackig das N fehlte.
Karriere kann man nicht planen
Karriere kann man nicht planen, sagte Sandra Immoor über ihren Werdegang: „Ich hatte immer das Glück, dass mich die richtigen Leute gefördert haben“. Die „Bild der Frau“ müsse Woche für Woche alle klassischen Frauenformate beinhalten, um in der Konkurrenz von 141 Frauenzeitschriften bestehen zu können. Fast sechs Millionen Frauen lesen die „Bild der Frau“, da nehmen sich die 300.000 männlichen Leser bescheiden aus. Erfunden hat Sandra Immoor die „Goldene Bild der Frau“, ein Preis für Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren und denen dafür außerordentliche Wertschätzung gebührt.
„Wir müssen für Bauch, Kopf und Herz etwas bieten“, fasste Sandra Immoor die Inhalte der „Bild der Frau“ zusammen. Sie selbst entspannt sich beim Tauchen und genießt es, am und im Meer etwas „runterzukommen“.
Für das musikalische Rahmenprogramm des Jahresfeier sorgte der Pop-Chor nach acht, durch dessen Programm Herbert Klonus-Taubert führte, der vor 23 Jahren Mitbegründer des Chores war, der derzeit rund 30 Sängerinnen und Sänger vereinigt. Mittlerweile hat sich der Chor unter der Leitung von Ilia Bilenko große Reputation erworben. Er hat zweimal am Niedersächsischen Chorwettbewerb teilgenommen und zählte jeweils zu den besten fünf Chören. Das stellte der Chor auch bei der Jahresfeier mit eindrucksvollen Darbietungen unter Beweis.
Viel Beifall für die Preisträger
Mit viel Beifall wurden auch die Preisträger bedacht. Das Preisgeld für die drei vergebenen Journalistenpreise hatten wieder die Presseklub-Sponsoren Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft (BEG), der Energieversorger-Tochter swb Vertrieb Bremen GmbH und Volksbank eG Bremerhaven-Cuxland bereitgestellt.
„Es vergeht keine Sekunde, da steckt der Leser schon mittendrin im Arbeitsalltag der J. von Cölln“, sagte BEG-Geschäftsführer Dr. Addissou Lothar Makonnen, der als Laudator einen Preis an Lili Maffiotte übergab. Die wiederum sah ihre Arbeit als ein Abenteuer auf See, „es war der Hammer“. Sie seit vielen Jahren in der Redaktion der NORDSEE-ZEITUNG tätig. „Lili Maffiotte lässt die Leser Wind und Wellen spüren, porträtiert die Crew und erläutert nebenbei die Rahmenbedingungen der harten Arbeit der Fischer“, heißt es in der Begründung der Jury zur Preisvergabe für ihre Reportage „Die letzten Seelachsjäger“.
„Man muss sehr viel trinken“, erinnert sich David Hugendick, „um Vertrauen zu erwerben und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.“ Eine Woche lang hat der gebürtige Bremerhavener, der am Jägerhof aufwuchs und derzeit für ZEIT ONLINE in Berlin arbeitet, in Lehe, speziell im Goethe-Viertel, für seinen Artikel „Das kleine Wunder von Lehe“ recherchiert, die Probleme beschrieben aber auch die positiven Aspekte herausgearbeitet. Herausgekommen ist eine Reportage mit dem Verzicht auf die von vielen Medien verbreiteten oberflächlichen Klischees des Stadtteils Lehe. „Der herausragende Bericht besticht auch durch seine stilistische Vielfelt mit überraschenden wie treffenden Wortneuschöpfungen“, urteilte die Jury.
Für ihr jahrezehntelanges Engagement im Bereich Kultur der NORDSEE-ZEITUNG nahm Anne Stürzer aus der Hand von Volksbank-Marktbereichsleiter Jörg Ewelt den Jounralistenpreis 2017 entgegen. Beispielhaft stand dafür ihre Themenseite „Liebeserklärung an die Unangepassten“. „Völlig überrascht und sprachlos“, blickte Anne Stürzer auf den Moment zurück, in dem sie von der Zuerkennung des Preises erfuhr. Sprachlos zeigt sich sie hingegen nicht, wenn es um ihre kulturellen Beiträge in der NORDSEE-ZEITUNG geht. Die „Liebeserklärung“ stehe exemplarisch für ihre auf hohem Niveau stehenden Berichte: „Sie recherchiert grundlegend und tiefgreifend und beschreibt selbst schwierigste Inhalte unangestrengt und nachvollziehbar klar. Sie weckt das Interesse für große überregionale Ausstellungen und vermag ihre Leser ebenso zu inspirieren wie zu berühren“, hieß es in der Begründung der Jury.
Tolles Büfett und viele Gespräche
Die Teilnehmer der Jahresfeier gingen freilich auch nicht leer aus: Sie konnten sich an einem tollen Büfett aus der BEW-Küche stärken und danach viele Gespräche, auch mit allen Preisträgern und Ehrengästen, führen. Text: ewm; Fotos: us/abc
Preis wird seit 1992 jährlich vergeben
Seit 1992 würdigt der Presseklub mit seinem Preis besondere journalistische Leistungen zu Themen aus der Stadt Bremerhaven sowie aus den Landkreisen Cuxhaven und Wesermarsch. Die Liste der Preisträger ist inzwischen lang.
Während bis 2013 ausschließlich Nachwuchsjournalisten ihre Arbeiten einreichen konnten, ist seit 2014 der Bewerberkreis auf alle Altersgruppen und Mediensparten ausgedehnt worden. So reichte auch diesmal die Palette von Zeitungsartikeln über Online- und Fernsehbeiträge bis hin zu Blogs.
Nächster Einsendeschluss: 20. Oktober 2018
Mehr Informationen zum Journalistenpreis des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser finden Sie in der Ausschreibung.